Tiroler Lehrerinnen und Lehrer machen Schule gesünder

von Martin Fritz
26. Februar 2024

Im Rahmen der Tagung Gesunde Schule Tirol 2024 haben sich Pädagoginnen und Pädagogen einen Tag lang intensiv mit dem Spannungsfeld „Beschleunigung und Stillstand“ an der Schule auseinandergesetzt. Insgesamt 165 Interessierte haben daran gearbeitet, die Lebens-, Lern- und Arbeitswelt an ihrer Schule ein Stück weit gesünder zu machen. Die Tagung fand am 21. Februar 2024 in Innsbruck statt.

Die Teilnehmer*innen an der Tagung Gesunde Schule Tirol im Hörsaal der Pädagogischen Hochschule Tirol.
Rund 165 Pädagog*innen besuchten die Tagung zum Thema "Zwischen Beschleunigung und Stillstand"

Pädagoginnen und Pädagogen sind in ihrem Beruf mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert. So konzipieren sie individuelle Förderangebote, betreuen Kinder und Jugendliche auch in außergewöhnlichen Lebenslagen und sind gefordert, pädagogische Zielsetzungen, Wünsche und Erwartungen von Schülerinnen und Schülern sowie Eltern bestmöglich in Einklang zu bringen. Nicht zuletzt hat die Corona-Pandemie gezeigt, dass Lehrpersonen nicht nur Lehrstoff vermitteln, sondern dass insbesondere ihre soziale Rolle und gesellschaftliche Verantwortung in der Lebenswelt Schule von großer Bedeutung sind.

Kinder und Jugendliche können von Ruhephasen profitieren, wie die Covid-19-Studie von Tirol Kliniken und Medizinischer Universität Innsbruck gezeigt hat. Studienautorin Dr.in Silvia Exenberger hielt einen der Keynote-Vorträge und berichtete, dass Phasen des Spiels und der Entschleunigung den Kindern während der Corona-Pandemie gutgetan haben. Einige der befragten Kinder konnten ganz ins Spielen eintauchen.

„In der Positiven Psychologie spricht man von ‚Flow‘ ­­– in einer Sache voll und ganz aufgehen, die Zeit rundherum um sich vergessen. Man ist so von der Sache eingenommen, dass man gar nicht merkt wie die Zeit vergeht – im Rückblick hat es sich gut angefühlt.“ - Studienautorin Dr.in Silvia Exenberger, Medizinische Universität Innsbruck.

Diesen „Flow“ auch im Schulleben stärker zu erleben war eines der Ziele der Tagung. Es ging darum, das eigene Bewusstsein zu stärken und Wege aufzuzeigen, um eine gesunde Balance zwischen den steigenden Herausforderungen des Schulalltags und einem achtsamen Miteinander an der Schule zu finden und damit die Gesundheit in der Lebenswelt Schule zu stärken.

Die Vertreter*innen der beteiligten Institutionen
Die Vertreter*innen der beteiligten Institutionen: v.l.n.r: Dr. Paul Gappmaier (Bildungsdirektor), MMag.a Dr.in Cornelia Hagele (Bildungs- & Gesundheitslandesrätin), Lisa Stern, BSc MA (ÖGK), Dr.in Margit Raich (Vizerektorin PH-T), Gerhard Seier (BVAEB)

„Die physische aber auch psychische Gesundheitsversorgung sollte sich nicht alleine auf die Behandlung beschränken, sondern vor allem auch der Früherkennung und dem Erhalt der Gesundheit dienen. Der Erfolg der Gesundheitsförderung ist jedoch auch an die Gesundheitskompetenz von Kindern und Jugendlichen geknüpft. Das Netzwerk ‚Gesunde Schule Tirol‘ leistet mit vielseitigen Angeboten einen wichtigen Beitrag, um bereits in der Schule das Wissen rund um Gesundheit, Bewegung und Ernährung aktiv zu fördern.“ - MMag.a Dr.in Cornelia Hagele, Landesrätin für Bildung und Gesundheit

Die Teilnehmenden der Tagung haben sich mit Achtsamkeit im Umfeld Schule beschäftigt, konkrete Tools und neue Perspektiven kennengelernt. Am Vormittag informierten Expertinnen und über den aktuellen Forschungsstand zur Erlebenswelt von Kindern und Jugendlichen, moderne und kreative Methoden Kinder in die Zukunft zu führen sowie Zugänge zur Selbstachtsamkeit. Am Nachmittag wurden die schulischen Gestaltungsmöglichkeiten in Workshops weiter vertieft.

„Gesundheit ist so viel mehr als die Abwesenheit einer Krankheit. Die Angebote des Netzwerks Gesunde Schule sind deshalb ganzheitlich konzipiert. Wir unterstützen Schulen, Pädagoginnen und Pädagogen sowie die Schülerinnen und Schüler dabei, physisch und psychisch gesund zu bleiben. Denn „gesund“ ist eine Schule dann, wenn sich alle Beteiligten darin wohl fühlen, gerne lernen, arbeiten und leben.“ - Dr. Paul Gappmaier, Bildungsdirektor

 

Factbox: Netzwerk Gesunde Schule Tirol

Seit dem Jahr 2000 vernetzen sich unterschiedliche Akteur:innen im Arbeitskreis Gesunde Schule Tirol mit dem Ziel, alle Menschen im Setting Schule auf dem Weg zu einem eigenverantwortlichen Umgang mit der eigenen Gesundheit und der Gesundheit anderer zu begleiten.

Sie verstehen Gesundheitsförderung an der Schule als ganzheitlichen Prozess, denn Bildung und Gesundheit stärken sich gegenseitig und können in der Lebenswelt Schule positiv beeinflusst werden. An der umfassenden Gesundheitsbildung arbeiten die Bildungsdirektion für Tirol, das Land Tirol, die Österreichische Gesundheitskasse, die Pädagogische Hochschule Tirol und die Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau zusammen. Sie werden unterstützt von rund 40 Partnerorganisationen.

Der Arbeitskreis bereut viele Initiativen. Beispielsweise werden Tiroler Schulen seit vielen Jahren dabei begleitet, Maßnahmen der Gesundheitsförderung umzusetzen und das Gütesiegel Gesunde Schule zu erlangen. Aktuell dürfen 76 Tiroler Schulen das Gütesiegel tragen. Eine weitere Initiative ist das Programm „Stark fürs Leben“, das zum Ziel hat die Schülerinnen und Schüler auf ihrem Weg zu begleiten, sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen und ihnen die Werkzeuge für ein erfülltes Leben in die Hand zu geben. Für Lehrpersonen wurde mit der Pädagogischen Hochschule Tirol ein eigener Hochschullehrgang konzipiert. Im aktuellen Schuljahr besuchen 38 Pädagoginnen und Pädagogen den Lehrgang und „Stark fürs Leben“ wird derzeit an knapp 50 Schulen angeboten.

Weitere Informationen zum Netzwerk Gesunde Schule Tirol: https://gesundeschule.tsn.at/